Wachstumsbremse Fachkräftemangel

Autorin: Melanie Hill

Österreichs Wirtschaft boomt. Die Arbeitslosigkeit, die uns vor einiger Zeit noch befürchten ließ, uns würde die Arbeit ausgehen, ist wieder massiv zurückgegangen. Jetzt zeigt sich: Arbeit gibt es genug. Bei den Unternehmen trudeln die Aufträge ein. Zu deren Abwicklung sollen und müssen neue qualifizierte MitarbeiterInnen eingestellt werden. Doch: eben diese MitarbeiterInnen – Fachkräfte – werden nicht gefunden. Die Folge: Arbeitsstellen bleiben oft lange unbesetzt, Aufträge können von den Unternehmen nicht fristgerecht abgewickelt werden. Noch schlimmer: Die Unternehmen können neue Aufträge teilweise gar nicht annehmen, weil sie vorher schon wissen, dass sie mit der Arbeit nicht nachkommen werden.

Ost-West-Gefälle
Ärgerlich für die Unternehmen, schlecht für Österreichs Wirtschaft. Der FacharbeiterInnenmangel in Österreich hat sich bereits zur Wirtschaftsbremse entwickelt. Rund jedes zweite Industrie-Unternehmen ist auf der schwierigen Suche nach Fachkräften. Konkret: Mehr als 3.000 Industrieunternehmen in Österreich beschäftigen aktuell rund 420.000 MitarbeiterInnen. Jedes Jahr werden in der Industrie rund 60.000 Fachkräfte benötigt. Doch bis an die 11.000 Stellen bleiben unbesetzt. Das ist fast jede fünfte Fachkraftstelle. Deutlich bemerkbar macht sich hier jedoch ein Ost-West-Gefälle. Ist es in der Bundeshauptstadt noch am vergleichbar einfachsten, qualifizierte MitarbeiterInnen zu rekrutieren, so ist es in Salzburg, Tirol und Vorarlberg für die Unternehmen am schwierigsten.

TechnikerInnen und IT-SpezialistInnen
Welche Branchen am meisten betroffen sind? So gut wie alle. Ob Gastronomie, IT, Handel oder Industrie, qualifizierte MitarbeiterInnen sind nur schwer zu finden. Am gefragtesten sind TechnikerInnen, IT-SpezialistInnen und Pflegefachkräfte. Sie alle finden sich auf der Liste der so genannten Mangelberufe. Diese Liste wird jedes Jahr auf der Basis einer aktuellen Analyse des Arbeitsmarktes veröffentlicht. Als Mangelberuf gilt ein Beruf dann, wenn auf eine offene Stelle weniger oder gleich 1,5 Arbeitssuchende kommen. Da es bei diesen Berufen besonders schwierig ist, MitarbeiterInnen zu finden, können in diesen Fällen auch Fachkräfte aus Drittstaaten in Österreich beschäftigt werden. 2017 waren es gerade einmal 164 Personen, die hierzulande auf diese Art Fuß fassen konnten.

Soweit die Fakten. Doch wie könnte eine Lösung aussehen? Eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt, da auch das Problem des Fachkräftemangels nicht mit einer einzigen Strategie zu lösen sein wird.

Bleiben wir bei den Mangelberufen. Tatsache ist, dass sich auf der heuer 27 Berufe umfassenden Liste der Mangelberufe jene Lehrberufe, die am häufigsten ergriffen werden, ebenfalls befinden. Etwa Kfz-MechanikerInnen und MetalltechnikerInnen. Warum diese dann als Mangelberufe gelten? Weil es aufgrund des demographischen Wandels bzw. des Geburtenrückgangs einfach weniger Jugendliche gibt als noch vor 10 Jahren. Im Westen Österreichs ist etwa der Bedarf an Lehrlingen so groß, dass er durch die Jugendlichen gar nicht gedeckt werden kann. In solch einem Fall hilft es dann auch wenig, die Betriebe zu mehr Ausbildungen aufzufordern.

Kampf um Lehrlinge
Die Tatsache, dass es für Unternehmen im Wettbewerb um die besten MitarbeiterInnen immer wichtiger wird, sich als attraktive ArbeitgeberInnen zu präsentieren, ist durchaus schon bekannt. Dieser Wettbewerb beginnt bereits bei den ganz Jungen. Lehrlingen wird dann mitunter mit geschenkten Mopeds oder Erlebnisgutscheinen die Ausbildung im Unternehmen schmackhaft gemacht. Das sind Strategien, die den großen Unternehmen leicht fallen. Kleinere Betriebe bleiben bei diesem „Kampf um die Lehrlinge“ eventuell auf der Strecke, da sie nicht das Budget für solche Werbeaktionen haben.

Das gilt natürlich nicht nur im Fall der Lehrlinge, sondern ganz generell: Großen Unternehmen fällt es leichter, sich als WunscharbeitgeberIn zu präsentieren und MitarbeiterInnen mittels Benefits ins Boot zu holen.

Attraktive ArbeitgeberInnen
Die Liste der Mangelberufe umfasst 2018 genau 27 Berufe. Doch es gibt Diskussionen, ob diese Liste künftig erweitert und weitere Berufe als Mangelberufe geführt werden sollen. Konkret geht es dabei um MaurerInnen, EinzelhändlerInnen, KöchInnen und FrisörInnen. Bei diesem Vorhaben legt sich jedoch die Gewerkschaft quer, denn in diesen Berufen wäre es notwendig, die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. MitarbeiterInnen mit entsprechender Qualifikation gäbe es genug, aufgrund der Arbeitsbedingungen streben sie jedoch einen Berufswechsel an. Höhere Löhne könnten sich in diesen Berufen somit durchaus positiv auswirken.

Ganz anders sieht die Sache im technisch-industriellen Bereich aus. Da es einfach zu wenige Fachkräfte gibt, könnte in diesen in der Regel bereits sehr gut bezahlten Berufen selbst eine noch bessere Bezahlung nur kurzfristig wirken. In unserer Gesellschaft allgemein zu beobachten ist eine gewisse Technikfeindlichkeit. Mathematik gilt von vornherein als schwierig. Die jungen Leute beginnen ihre Ausbildungen oftmals lieber in den Geisteswissenschaften als in technischen oder naturwissenschaftlichen Fächern. Obwohl sie hier spätere weitaus bessere Jobaussichten hätten.

MINT-AbsolventInnen sind begehrt
AbsolventInnen der MINT-Fächer können sich in der Regel ihren späteren Arbeitsplatz aussuchen. MINT steht abkürzend für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Fächer, die bereits in der Schule oftmals nicht zu den beliebtesten gehören. Abhilfe schaffen könnte hier die entsprechende Aufklärung durch das Elternhaus sowie zusätzlich das Ende bestehender Geschlechterklischees. Gerade Frauen schrecken oft vor Ausbildungen im technischen Bereich zurück. Doch auch die Unternehmen sind gefordert, sich auf neu hinzukommende Mitarbeiterinnen in ansonsten reinen Männer-Teams – wie im technisch/handwerklichen-Bereich bislang oft üblich – einstellen. Offen an den Wänden hängende Pin-up-Poster oder anzügliche Kommentare der Männer sind spätestens dann ein No-Go. Zumindest, wenn man die neuen Kolleginnen im Team behalten und sich als Unternehmen nicht wieder aufs Neue auf MitarbeiterInnensuche machen möchte.

Ein Fall für Profis
Neben der innerbetrieblichen Ausbildung von Fachkräften und der Förderung von Frauen in der Technik ist eine weitere Möglichkeit, um den dringenden Bedarf von qualifizierten MitarbeiterInnen im Unternehmen zu decken, jene, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Mittels der sogenannten Rot-Weiß-Rot-Card erhalten sie eine Aufenthaltsbewilligung in Österreich und dürfen hier arbeiten.

In der Regel sind es gerade diese schwer zu besetzenden Positionen, mit denen PersonalberaterInnen beauftragt werden. Mit erprobten Recherchemethoden können sie sich im In- und Ausland auf die Suche nach den geeigneten Fachkräften für ein Unternehmen begeben. Schließlich gibt es für ein Unternehmen nichts unangenehmeres, als wenn die Rädchen stillstehen, weil es an den Schlüsselkräften mangelt.

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