Skurrile Fragen im Vorstellungsgespräch

Autorin: Mag. Catharina Fink

„Wie bitte? Was soll denn das?“, denkt sich wohl jede/r BewerberIN, wenn im persönlichen Vorstellunggespräch plötzlich eine besonders eigenartige Frage gestellt wird: „Welche Musik soll auf Ihrer Beerdigung gespielt werden?“ Mag sein, dass so manche/r spontan mit einem lässigen „Na das wird mir dann wohl egal sein“ zu kontern weiß – mag aber auch sein, dass es einem kurzfristig die Sprache verschlägt.

„Welcher Superheld wären Sie gerne?“
Fakt ist, es gibt sie, die sonderbaren und unerwarteten Fragen im Vorstellungsgespräch. Ein paar Beispiele:

– „Welcher Superheld wären Sie gerne und warum?“
– „Wenn Sie Geld wie Heu hätten, würden Sie dann arbeiten und was?“
– „Wie würden Sie einer blinden Person die Farbe Rot erklären?“
– „Welches Tier wären Sie gerne?“
– „Wie viele Smarties passen in einen VW-Bus?“
– „Wie gut können Sie lügen?“
– „Haben Sie Feinde?“
– „Wenn ihr derzeitiger Job so toll ist, warum wollen Sie dann eigentlich wechseln?“
– „Sind Sie Jäger oder Sammler?“

Sie sehen, skurrile und sonderbare Fragen können in vielen Variationen gestellt werden: Spaßig, provokativ, als vermeintliche Wissensfragen oder als Entscheidungsfragen. Das Repertoire ist breit. Eines haben alle diese Fragen gemeinsam: sie kommen völlig unerwartet. Und das ist auch der Sinn dahinter.

Bestens vorbereitet
„Personalverantwortliche möchten die BewerberInnen authentisch kennenlernen“ erklärt Mag. Isabella Mitterlehner, Wirtschaftspsychologin und Recruiterin bei Hill Woltron. Nach unzähligen Gesprächen mit BewerberInnen kennt sie die Praxis und weiß: „Jene, die Bewerbungsgespräche führen, möchten ehrliche Antworten und sie möchten die Person der BewerberInnen jenseits ihrer Fassade, der einstudierten Antworten und des aufgesetzten Verhaltens, kennenlernen.“ In der Regel ist es bereits bei sehr vielen jungen Leuten so, dass sie in den Schulen auf Vorstellungsgespräche vorbereitet werden. Und die anderen eignen sich diese Skills selbst an. BewerberInnen wissen, mit welchen Fragen sie im Vorstellungsgespräch rechnen müssen und bereiten die entsprechenden Antworten vor. Und das ist wiederum der Vorteil der unerwarteten Fragen: dass sie unerwartet sind.

Authentische BewerberInnen
„Unerwartete Fragen zielen darauf ab, das Gegenüber aus der Reserve zu locken und die einstudierte Fassade zum Einstürzen zu bringen“, verrät Isabella Mitterlehner die psychologischen Hintergründe: „Diese Fragen zeigen, wie schlagfertig, selbstbewusst oder kreativ eine Bewerberin oder ein Bewerber ist, oder auch, ob jemand fähig ist, ‚out oft he box‘ zu denken – oder eben nicht.“ In vielen Fällen gehe es also weniger um die inhaltliche Aussage einer Antwort, als vielmehr darum, das Verhalten und die Reaktion der BewerberInnrn auf eine skurrile Frage zu beobachten.

Die Bandbreite an Verhaltensmöglichkeiten ist bekanntlich groß und hängt stark von der jeweiligen Frage, der Person selbst und der aktuellen Situation ab. Ist eine Person in der üblicherweise als stressig empfundenen Situation eines Bewerbungsgesprächs dennoch gelassen und cool, reagiert sie daher auch kreativer und schlagfertiger, als jemand, der nervös und angespannt ist.

Objektive Auswahl statt unfairer Methoden
Unerwartete Fragen lassen sich nur schwer einstudieren. Alles kann kommen, alles ist möglich. Etwa auch ein offensichtliches Vor-den-Kopf-stoßen: „Wie finden Sie es, wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Sie mich in diesem Gespräch nicht überzeugt haben?“ Eine derartige Frage zielt darauf ab, zu sehen, wie kritikfähig jemand ist, und ob sie oder er etwa zornig wird, erklärt die Psychologin.

Isabella Mitterlehner macht dennoch deutlich, dass sie solche skurrilen Fragen für unseriös hält. Die Psychologin betont, dass diese Art von Fragen im Auswahlverfahren von Hill Woltron nicht zum Einsatz kommen. Warum? „Diese provokanten Fragen sind einfach nicht objektiv. Jeder von uns hat andere wunde Punkte – nur weil eine Bewerberin oder ein Bewerber eine skurrile Frage mit Bravour meistert, heißt das nicht, dass sie oder er sich nicht bei einer anderen Frage völlig außerhalb des (akzeptablen) Rahmens verhalten würde. Insofern ist es Zufall, ob BewerberInnen eine ungewöhnliche Frage gestellt bekommen, mit der sie keine Schwierigkeiten haben oder nicht.“ Die Recruiting-Spezialistin ist der Ansicht, dass standardisierte und objektive Persönlichkeitsfragebögen, wie sie etwa bei Hill Woltron in der BewerberInnen-Auswahl zum Einsatz kommen, am besten geeignet sind, um die Persönlichkeit von KandidatInnen kennenzulernen.

Provokante Fragen: Was tun?
Bei manchen der ungewöhnlichen Fragen merkt man, worauf sie abzielen, bei anderen weiß man es, spontan gefragt, nicht. Doch wie verhält man sich nun am besten, wenn man in einem Bewerbungsgespräch damit konfrontiert wird? Isabella Mitterlehner rät zu folgenden Strategien:
– Ruhig und authentisch bleiben
– Möglichst ehrlich bleiben
– Witzig mit der Frage umgehen
– Eine Gegenfrage stellen

„BewerberInnen können ruhig zurückfragen“, rät Recruiting-Expertin Isabella Mitterlehner.

Passt das Unternehmen überhaupt zu mir?
Doch wie verhalte ich mich, wenn es nicht bei nur einer sonderbaren Frage bleibt? „Wenn mir in einem Bewerbungsgespräch nur skurrile Fragen gestellt werden, kann man sich ruhig erkundigen, was diese Art Fragen mit der angebotenen Stelle zu tun haben. Als BewerberIn hat man natürlich auch das Recht zu sagen, wenn man sich in einer Situation unwohl fühlt und dass man lieber über die offene Stelle sprechen möchte. Man ist schließlich nicht der Situation oder dem Gegenüber ausgeliefert.“

Nehmen diese Art Fragen überhand, sagt dies natürlich auch einiges über die Fragenden aus. Fühlt man sich unwohl, kommt man vielleicht selbst zu dem Schluss, dass das Unternehmen, bei dem man sich gerade vorstellt, möglicherweise nicht zur eigenen Person passt.

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