Bereit für den Gig?

von Mag. Catharina Fink

© Skitterphoto / Pixabay

Sicherlich sind Ihnen im Internet schon das eine oder andere Mal verdeckte Bilder, also jene mit gesperrtem Inhalt untergekommen. Aha, haben Sie wohl gedacht, nicht jugendfreies Bild also. Habe zumindest ich bislang immer gedacht. Bis ich vor kurzem von einem befreundeten Programmierer aufgeklärt wurde: Manche Bilder werden schlichtweg aufgrund eines im Programm hinterlegten automatischen Prüfalgorithmus gesperrt. Lädt also jemand im Netz ein Bild von einem Schwein hoch und wundert sich, warum das Bild gesperrt wird, dann liegt es ziemlich wahrscheinlich daran, dass das großflächige Rosa des Schweins mit einem Zuviel an nackter Haut verwechselt wurde. Das Schweinebild ist also gesperrt. Zumindest so lange, bis jemand – und hier kommt wieder ein realer Mensch aus Fleisch und Blut ins Spiel – das Bild sichtet, als unbedenklich einstuft und freigibt.

Die Selbstständigen der Gig-Economy

Nun ist es im Zuge des digitalen Wandels und der sich verändernden Arbeitswelt eine Tatsache, dass bestimmte Berufsfelder verschwinden und andere sich stark verändern werden. Doch auch neue Berufe sind am Entstehen. Das sind aber nicht immer nur hochqualifizierte, die beispielsweise eine IT-Ausbildung erfordern – es sind auch einfache Jobs, wie eben als Clickworker. Heißt: Um ein Schweinebild als unbedenklich zu bewerten und freizuschalten, muss man nicht Informatik studiert haben.

Einfache Tätigkeiten wie diese werden in der Regel von Freelancern erledigt. Vermittelt werden die Jobs über digitale Plattformen. Möchte man etwas dazuverdienen, kann man sich anmelden und bekommt Aufträge vermittelt. In der Regel handelt es sich um einfache Tätigkeiten, Hilfsarbeiten, mit denen man zu einem gewissen Grad sein Einkommen aufbessern kann. Clickworker erledigen Mikrotasks: Sie prüfen beispielsweise Adressen, Öffnungszeiten und Telefonnummern von Lokalen, ordnen Videos Schlagworte zu, beantworten Fragebögen und ähnliches.

Immer mehr Unternehmen vergeben solche Mini-Einzelaufträge über digitale Plattformen. Es handelt sich nur zu einem Teil um Arbeiten, die am Computer erledigt werden. Man denke an das Taxi-Unternehmen Uber, an den Lieferservice von Foodora und die Handwerkerdienstleistungen über MyHammer. Gig-Economy nennt sich das. Die Bezeichnung „Gig“ wurde aus der Musikbranche übernommen, denn auch dort ist es nicht unüblich, dass MusikerInnen ihren Lebensunterhalt von einem zum anderen bezahlten Auftritt, dem Gig, bestreiten.

Licht und Schatten
Diese Form der Arbeit hat Vor- und Nachteile. Kritisiert wird vor allem die geringe Entlohnung. Diese liegt bei unter zehn Euro pro Stunde. Brutto, versteht sich. Die benötigten Arbeitsgeräte – Computer, Auto, Fahrrad, Handy – muss man selbst zur Verfügung stellen. Als FreiberuflerIn erhält man kein 13., 14. oder gar 15. Gehalt. Versichert und sozial abgesichert ist man auch nicht. Viel bleibt da nicht. Man weiß auch nicht, wann der nächste Auftrag hereinkommt.

Inwieweit man seinen Lebensunterhalt mit den Mini-Aufträgen der Gig-Economy verdienen kann und möchte, hängt wohl von den jeweiligen Lebensumständen ab, es ist aber sicher auch eine Typ-Frage. Manche Menschen sind für die Risiken und Unsicherheiten der Selbstständigkeit eher geschaffen als andere. Wiederum Studierende auf der Suche nach einem Nebenjob sehen das Ganze wohl gelassen. Viele üben die von den digitalen Plattformen vermittelten Mini-Jobs als Nebeneinkommen neben ihrem Hauptberuf aus. Einige entscheiden sich ganz bewusst aufgrund der Vorteile, die ihnen die Gig-Economy bietet, für diese Arbeitsform. Sie schätzen die flexiblen Arbeitszeiten und die zeitliche und örtliche Ungebundenheit. Und einige, gut Ausgebildete halten bewusst Ausschau nach den attraktiven Aufgaben, die mitunter auf den Plattformen geboten werden – diese vor allem aus dem Kreativ-Bereich.

Arbeitswelt im Wandel
Laut einer Studie der Soziologin Ursula Huws sind in Österreich rund fünf Prozent der Menschen Crowdworker, also Teil jener anonymen Masse, die diese von den digitalen Plattformen vermittelten Mini-Jobs ausführen. Sie tun dies im Schnitt einmal pro Woche.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Gig-Economy in den kommenden Jahren weiter wachsen wird und die Crowdworking-Plattformen sich auf den Arbeitsmarkt auswirken werden. Immerhin schaffen sie es, einen großen Pool an Arbeitskräften bereitzustellen. Diese leisten maximale Arbeit ohne Pausenzeiten. Die Lohnnebenkosten fallen weg. Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand. Inwieweit prekär die Arbeitsverhältnisse für die Arbeitenden sind, steht auf einem anderen Blatt.

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