Welche Ausbildung für mein Kind?

von Mag. Catharina Fink

© geralt / Pixabay

Das Schuljahr ist geschafft, der Sommer ist da und will ausgiebig genossen werden – und zugleich stellt sich die Frage, wie es für die SchulabgängerInnen ab Herbst weitergehen wird. Diejenigen, die in einigen Wochen eine neue Ausbildung oder einen Beruf beginnen, haben ihre Entscheidung wohl schon getroffen und diese gut überdacht. Schließlich gilt es, in sich hineinzuhorchen, den eigenen Interessen zu folgen, doch auch mit einer gewissen Vernunft abzuwägen. Nicht nur für die jungen Leute stellen diese weichenstellenden Entscheidungen einen großen Schritt dar. Ebenso machen sich die Eltern Gedanken um das künftige Wohl ihrer Schützlinge – wobei ein Zuviel an guten Ratschlägen bei den Jungen meist unerwünscht ist.

Keine Jobgarantie
Doch Tatsache ist: Es gibt Ausbildungen, mit denen man es später am Arbeitsmarkt leichter hat als mit anderen. Was nutzt einer 18-Jährigen, nachdem sie an einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik („Kindergartenschule“) maturiert hat, ein Studium der Ernährungswissenschaften, mit dem sie später keinen Job findet und dann mehr oder weniger leidenschaftslos doch im Kindergarten zu arbeiten beginnt, damit sie nicht beim AMS landet? Damit es zu keinen Missverständnissen kommt: beide Ausbildungen haben ihren Wert und ihre Berechtigung. Worum es in diesem Artikel gehen soll, ist, aufzuzeigen, dass es, nur weil eine bestimme Ausbildung angeboten wird, das nicht zwangsläufig heißt, dass man damit nach erfolgreicher Absolvierung auch seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Einige Ausbildungen sind überlaufen, andere gehen an der Realität vorbei.

Doch es gibt sehr viele Berufe bzw. Ausbildungen, mit denen man später einfach bessere Chancen hat. Oftmals sind viele Berufe und Ausbildungen den meisten Leuten nicht bekannt. Später denkt man sich dann: „Aha, das gibt es also auch. Wäre gut gewesen, schon früher davon gewusst zu haben.“

Aufklärungsdefizite und Vorurteile
Geben Sie einmal „MINT-Fächer“ in Ihre Suchmaschine ein. Und dann schmökern Sie ein bisschen. Oder „Mangelberufe“. Ist richtig spannend.
Und dennoch ist es so, dass sich laut Universität Wien rund 60 Prozent der StudienanfängerInnen für nur 10 Prozent der angebotenen Studienfächer entscheiden. Und das, obwohl sie es mit anderen Richtungen später leichter hätten. Woran das liegt? Meistens Unwissen aufgrund mangelnder Aufklärung in Schule und Elternhaus. Oder Vorurteile: MINT? Das ist doch alles so kompliziert und sicher nichts für mich. Oder alte, aber oft noch immer aktuelle Geschlechter-Klischees: „Was, du als FRAU willst diese Ausbildung machen? Da sind doch nur Männer.“ Doch MINT – was ist das eigentlich?

Karriere ohne Studium
MINT ist die zusammenfassende Abkürzung für Berufe bzw. Ausbildungen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Nicht nur AbsolventInnen von Studienfächern dieser Richtungen sind am Arbeitsmarkt gefragt, ebenso AbgängerInnen von berufsbildenden Schulen. Maturiert man an einer HTL, hat man zugleich einige Berufsausbildungen in der Tasche. Mit dem richtigen Grundstock kann man auch ohne ein Studium beruflich Karriere machen.

Innovation dank MINT
Es war erst vor Kurzem, als Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, bei einer Pressekonferenz anlässlich des 6. „Kindertages der Industrie“ in dieselbe Kerbe schlug als er meinte: „Innovation braucht Qualifikation, Grundbildung – vom Kindergarten bis zur Schule – und einen starken Fokus auf die MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.“ Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei die Sicherstellung des MINT-Nachwuchses in einem modernen Innovationsland wie Österreich eine Schicksalsfrage des Standortes, so Neumayr. Es brauche eine nationale Zielsetzung: „Wollen wir als Land weiter stark auf Innovation und Technologie setzen und den Weg hin zum ‚Innovation Leader‘ beschreiten, dann brauchen wir mittelfristig ein Plus von 20 Prozent bei den Absolventinnen und Absolventen von MINT-Fächern.“ Dies betreffe auch unser Schulsystem: „Das bedeutet vor allem den Ausbau jenes Schultyps, um den man uns international beneidet und der zum echten Standortvorteil geworden ist – der HTL. Bei deren Weiterentwicklung müssen wir auch Megatrends wie Digitalisierung und Industrie 4.0 verstärkt berücksichtigen“, so der IV-Generalsekretär, der weiters noch für einen Ausbau des Studienangebots im MINT-Bereich an den berufsorientierten Fachhochschulen plädierte.

Die Herkunft prägt
Eines ist jedoch klar: Spätere gute Berufsaussichten und eine oft überdurchschnittlich gute Bezahlung sind mitunter nicht ausreichende Anreize für eine jahrelange Ausbildung und eine jahrzehntelange Berufslaufbahn, wenn man an der Materie nicht ein grundlegendes Interesse mitbringt. Steht man jedoch in der Schule mit Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie nicht auf dem Kriegsfuß, so sind die MINT-Fächer in puncto Ausbildung durchaus eine Überlegung wert. Kinder, die bereits über entsprechende Erfahrungswerte aus dem Familien- oder Bekanntenkreis verfügen, haben es hier sicher leichter, eine Entscheidung für sich zu treffen. Viele Jugendliche haben diesen Background nicht. Die Aufklärungsdefizite an den Schulen in puncto Vielfalt an Bildungswegen verbessern diese Situation nicht.

Vorbilder schaffen Aufklärung
Auch wenn ein Teil der jungen Leute bereits sehr genau weiß, welche Richtung sie später einschlagen möchten, gibt es einen ebenso großen Teil, der noch unentschlossen ist. Genau dieser Teil gehört über die Möglichkeiten, die sich anbieten, aufgeklärt. Auf eine Weise, die auf die Jugendlichen attraktiv wirkt. So hat etwa der Kinofilm „Armageddon“ die Inskriptionszahlen im Studienfach Erdölwesen an der Montanuniversität Leoben kurzfristig in die Höhe schnellen lassen. Ausnahmsweise waren einmal VertreterInnen aus den MINT-Fächern die HeldInnen, die die Welt vor dem Untergang retten. Coole Sache. So geht Werbung.

Langsames Umdenken
Seit Jahren wird zudem versucht, Mädchen die Technik näher zu bringen. Alte Rollen-Klischees aufzuweichen und aus den Köpfen zu bekommen, ist ein Prozess, der nur langsam von statten geht. Mädchen haben es insofern schwieriger, dass sie zwar vielleicht in der Schule davon hören, aber meistens von klein auf, zu Hause, nicht mit dem Thema Technik bzw. Handwerk konfrontiert werden. Der Sohn bekommt eine eigene Werkbank geschenkt. Aber: Wie vielen Mädchen zeigt der Papa, wie man eine Bohrmaschine benutzt? Später trauen sie es sich dann nicht mehr zu. Wie viel an solch einer verfahrenen Situation etwa die im August 2018 neu auf den Markt kommende Technik-Barbie etwas ändern kann, sei dahingestellt.

Von Rückschlägen nicht entmutigen lassen
Ausbildungen, gerade Studien, in den MINT-Fächern sind kein Pipifax. Da heißt es oft: durchbeißen –aber das ist bei Jus oder Medizin nicht anders. Gerade in den ersten Semestern gibt es in den MINT-Fächern viele AbbrecherInnen: einige merken, dass das gewählte Fach doch nicht ihrer Neigung entspricht, andere lassen sich von der Komplexität des Stoffes abschrecken. Das ist schade. Denn oft ist es so, dass trotz Matura das Schulwissen für ein solches Studienfach zu wenig ausreichend ist. Nicht immer liegt es am Studierenden. Gerade AbsolventInnen einer AHS haben – so ehrlich sollte man sein – hier oft einen Aufholbedarf und hinken ihren StudienkollegInnen, die etwa von einer HTL kommen, in Fächern wie Physik hinterher. Da nutzt es nichts, dass die offizielle Studienzeit so und so viele Semester beträgt. Ein bis zwei Semester, um sich den gleichen Wissenstand anzueignen und aufzuholen, müssen nicht nur von den Studierenden, sondern auch von deren Eltern einkalkuliert und in Kauf genommen werden. Ist einem das vorab schon bewusst, fällt es leichter, sich darauf einzustellen und nicht entmutigt vorzeitig die Flinte ins Korn zu werfen. Hat man Interesse an Mathematik und den Naturwissenschaften und den Willen, sich durchzubeißen hat man später eine Top-Ausbildung mit den besten Berufschancen in der Tasche. Dann gehört man zu denjenigen, die sich ihre/n ArbeitgeberIn aussuchen können.

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